Die Kasematten in Rastatt waren einst ein riesiges Gefängnis. Während der Badischen Revolution wurden darin tausende, demokratisch gesinnte Aufständische im Jahr 1849 interniert. Zum Festungssommer Oberrhein 2021 erleben die alten Festungsgewölbe ihre Wiedergeburt als frei zugänglicher Besuchermagnet.
„Schön, dass ich dabei sein darf, sowas zu erhalten“, sagt Boris Traub in der SWR-Landesschau. Er ist Mitglied des Historischen Vereins Rastatt, der sich für den Festungssommer Oberrhein 2021 um die Kasematten in Rastatt und sanierte Reste der ehemaligen Bundesfestung kümmert. Für Traub sind das die Grundfesten der Demokratie und uralte Handwerkskunst. Um die geplanten Führungen zu ermöglichen, verlegte der Verein zum Beispiel elektrische Leitungen für die Beleuchtung.
Modell im Wehrgeschichtlichen Museum Rastatt
Im Wehrgeschichtlichen Museum Rastatt werden am Modell die gewaltigen Ausmaße der ursprünglichen Bundesfestung sichtbar. Am 15. November 1842 begann der Bau der Anlage, die aus drei Forts besteht. Die Leopoldsfeste zur Sicherung der Südflanke Richtung Kehl. Dann die Friedrichsfeste mit ihren nassen Gräben westlich gegen den Rhein und das Elsass ausgerichtet. Als Drittes die Ludwigsfeste im Norden von Rastatt.
Nur noch wenige Teile der einstigen Festungsanlage sind heute noch zu besichtigen. Dazu zählen Teile der unterirdischen Wehrgänge und Kasematten, ein anderer Name für die Festungsgewölbe.
Deutsch-Französische Tourismusgemeinschaft
Unter Mitinitiative der 1990 gegründeten Touristik-Gemeinschaft Baden-Elsass-Pfalz e.V. (Vis-à-Vis) mit Sitz in Karlsruhe ist mittlerweile eine Festungsgemeinschaft beiderseits der deutsch-französischen Grenze entstanden. Im Rahmen des Festungssommers Oberrhein 2021 präsentieren sich dreißig Verteidigungsbauwerke und wehrgeschichtliche Museen der interessierten Öffentlichkeit. Sie bilden eindrucksvolle Kulissen für Ausstellungen und kulturelle Events.
Jahrtausendealter Festungsbau am Oberrhein
Die Geschichte des Festungsbaus am Oberrhein beginnt bei jahrtausendealten einfachen Holzanlagen und Erdwällen. Unter den Römern kamen später Kastelle und der Limes hinzu. Im Mittelalter ging es mit Burgen, wehrhaften Sakralbauten und Stadtmauern weiter, die mit Einführung der Feuerwaffen neue Befestigungselemente erhielten.
Mächtige Bastionsstädte und Verteidigungslinien entstanden, die in den letzten 350 Jahren stetig verstärkt und ausgebaut wurden. Deren Reste gelten als bedeutende steinerne Zeugen europäischer Geschichte.
Dieser Beitrag von mir erschien in ähnlicher Form erstmals im Staatsanzeiger für Baden-Württemberg am 4. Juni 2021 auf Seite 25 unter „Landeskundliche Momente“.